In früheren Zeiten war die Laubholzmistel (Viscum album) eine verehrte und wertvolle Pflanze. In den letzten Jahrzehnten breitete sich die Mistel jedoch insbesondere in Süd- und Mitteldeutschland stark aus und stellt heute eine Gefahr für Streuobstbestände dar. Mangelnde Pflege der Obstbäume und das zunehmend warme Klima begünstigen die Ausbreitung der Mistel in unserer Region.
An Obstbäumen, vor allem im extensiv genutzten Streuobst, ist der zunehmende Befallsdruck dieses Halbschmarotzers problematisch.
Als Halbschmarotzer betreibt die Mistel zwar teils selbst Photosynthese, jedoch werden dem Wirtsbaum durch die Saugwurzeln der Misteln wichtige Nährstoffe und Wasser entzogen.
Dadurch, dass Misteln den Obstbäumen Wasser und Nährstoffe entziehen, schwächen sie die betroffenen Bäume. Jede Mistel entzieht Wasser und das vor allem im Sommer an heißen und trockenen Tagen, denn während der Wirtsbaum seine Spaltöffnungen an den Blättern schließt, um Wasser zu sparen, schließen die Misteln ihre Spaltöffnungen erst zeitverzögert und verdunsten dadurch sehr viel Wasser. Wenn ein Baum erst einmal viele Misteln -durch z.B. fehlende Pflege- angesammelt hat, dann bedeutet das einen erhöhten Trockenstress im Sommer und das führt wiederum zum frühen Absterben des Baumes.
Das obere und die zwei nachfolgenden Bilder zeigen die gleichen Apfelbäume im Zeitraum von 2 Jahren!
Alle mistelbefallenen Bäume sind komplett abgestorben und zusammengebrochen. Sie stehen oder liegen nun als alte Obstbaumruinen auf der Fläche. Ein einzelner Baum steht noch und von ihm aus werden die Mistelbeeren über die Vögel weiter in die Landschaft verbreitet, bis auch er demnächst absterben wird.
Wird die Mistel an Altbäumen nicht frühzeitig durch Schnittmaßnahmen reduziert, so breitet sie sich schnell aus. Ist der Druck der Misteln hoch, d.h. in einem Gebiet sind sehr viele Misteln auf den Bäumen zu sehen, dann bleiben auch Jungbäume und gepflegte Bäume nicht mehr von ihnen verschont. Die darauffolgenden Bilder zeigen 4 von insgesamt 15 in zwei Reihen stehende, jährlich gepflegte Jungbäume, die allesamt mit Misteln befallen sind!
Zur Erhaltung der ökologisch wertvollen Streuobstwiesen ist eine Bekämpfung der Mistel somit unumgänglich.
Die effektivste Methode zur Bekämpfung der Mistel ist der Schnitt. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass die Äste und Zweige mit Mistelbefall, möglichst bis ins gesunde Holz abgeschnitten werden. Am besten wird dabei auf einen nicht befallenen Ast abgeleitet.
Schnitte an dickeren Ästen (wie z.B. Leitäste, oder Stammverlängerungen) verursachen eine große Wunde und der Baum würde Schaden nehmen. Um dies zu vermeiden bleibt hierbei lediglich die Möglichkeit, die Mistel auszubrechen oder an der Entstehungsstelle abzuschneiden.
Bei jungen Bäumen können die Mistelansatzstellen ausgeschnitten und mit Lehm oder Wundverschlußmittel versorgt werden.
Bei einer Mistelbekämpfung ist darauf zu achten, dass die leicht zu übersehenden Mistel-Keimlinge, insbesondere bei Jungbäumen, mit einer Bürste oder dem Handschuh sofort entfernt werden. Eine regelmäßige Kontrolle ist nicht nur in diesem Zusammenhang ratsam.
Die Entsorgung erfolgt mit der Beseitigung des Schnittgutes. Dabei können die geschnittenen Misteln auch auf der Fläche verbleiben. Die vertrockneten Beeren können den Baum nicht mehr befallen.
Wird die Mistel durch Ausbrechen oder durch Abschneiden an der Entstehungsstelle bekämpft, so treibt die Mistel in der Regel wieder aus, da ihre Saugwurzeln bis ins Xylem der Wirtspflanze eindringen können. Die Entfernung der Mistel hilft dem Baum trotzdem sich zu vitalisieren und verhindert eine weitere Ausbreitung. Allerdings sollte eine Nachbehandlung der Neuaustriebe alle zwei bis drei Jahre stattfinden, da sonst die Mistel nach drei bis vier Jahren wieder Früchte trägt und sich somit wieder vermehren kann!
Die Mistel steht nicht unter Naturschutz!
- Entfernen Sie Mistel regelmäßig von Ihren Bäumen (alle 2 - 3 Jahre)
- Weisen Sie Nachbarn auf Ihre Mistelbäume und den damit verbundenen Befallsdruck hin
- Verhindern Sie die Neuinfektion von Jungbäumen durch jährliche Entfernung der Mistelkeime
Foto: P. Roggenthin
Misteln können bis zu 70 Jahre alt werden und sind zweihäusig, d.h. es gibt männliche (mit Blüten) und weibliche Pflanzen (mit Beeren).
Aus ökologischer Sicht ist die Mistel eine wichtige Futterpflanze für viele Singvögel. Verbreitet werden die Misteln durch die Ausscheidungen der Vögel oder durch das Abstreifen der am Schnabel hängenden klebrigen Mistelsamen am Baum. Entgegen der landläufigen Meinung stehen sie nicht unter Naturschutz, lediglich das gewerbliche Sammeln und Verkaufen bedarf einer Genehmigung.
Den Inhalt erhalten Sie ebenfalls kurz und kompakt zusammengefasst in einem Flyer, den Sie sich im Downloadbereich herunterladen können.